Ein Erfahrungsbericht
Während einer Tierheilpraktikerweiterbildung in 2002 an der ATM in Bad Bramstedt bei dem Tierarzt Andre Grafe befasste ich mich erstmalig mit dem Thema Blutegel für Pferde. Er demonstrierte die Blutegeltherapie an einem Pferd mit Knieproblemen. Ein Teilnehmer durfte ein Vorderbein des Patienten aufhalten und die Pferdehalterin hielt die Nasenbremse. Die Blutegel setzte Herr Grafe dann sehr schnell und wir schauten noch ein wenig zu.
Kurz danach besuchte ich noch ein Seminar zur Blutegeltherapie für Human- und Tiertherapeuten. Es fand bei der Biebertaler Blutegelzucht statt. Dort werden Blutegel gezüchtet und importiert. Einer der Dozenten war ein Oberarzt aus den Kliniken Essen-Mitte. Er berichtete von einer Blutegelstudie an Patienten mit Kniegelenksarthrose. Die Ergebnisse waren so gut, dass die Krankenkassen dort die Kosten für die Behandlung übernahmen. Eine weitere Dozentin berichtete über ihre Erfolge bei der Behandlung der Gürtelrose mit Blutegeln.
Meine Schwester, der ich von dem Seminar berichtete, erzählte mir dann, dass sie schon öfters Blutegel bei ihren Pferden gesetzt hatte.
Was passiert wenn der Blutegel beisst und saugt?
Während des Seminars in Biebertal bekamen wir Teilnehmer die Möglichkeit, uns von der Heilpraktikerin einen Blutegel setzen zu lassen. Da ich an diesem Tag Kopfschmerzen hatte, platzierte die Heilpraktikerin den Blutegel an meiner Halswirbelsäule. Es dauerte nicht lange, bis der Egel zubiss. Es fühlte sich an wie der Kontakt mit einem schwachen Stromzaun. Der Blutegel hat viele kleine Zähnchen und nachdem er gebissen und sich festgesaugt hat, injiziert er verschiedene Stoffe in die Wunde u.a. einen Gerinnungshemmer, damit das Blut besser fliesst. Dieser Moment ist auch der einzige unangenehme an der ganzen Sache und auch der Moment, wo man mit einer Abwehrbewegung des Pferdes rechnen sollte.
Der Blutegel soll bis zu 20 verschiedene Substanzen injizieren, die die folgenden Wirkungen haben:
1. Gerinnungshemmung - das Blut fliesst leichter, d.h.
2. Fließfähigkeit des Blutes verbessert sich
3. Der Lymphstrom wird angeregt: Dies ist ganz besonders hilfreich, wenn die Pferde gar nicht mehr laufen können wie z. B.
bei akuter Hufrehe
4. Blutegeltherapie wirkt einer Thrombosebildung entgegen
5. Gute Wirkung auf das Immunsystem
6. Enzündungshemmend
7. Schmerzlindernd
Bei welchen Krankheiten hilft die Blutegeltherapie dem Pferd?
1. Schlecht heilende Verletzungen
Meine ersten Blutegel habe ich bei einem Pferd mit einer alten Verletzung gesetzt. Die Haut war zwar geschlossen, aber es bildeten sich immer wieder Schwellungen und man konnte die Hitze mit der Hand fühlen. Pferd und Blutegel fanden die Sache super und nach 2-maliger Behandlung war die Stelle symptomfrei.
2. Akute und chronische Gelenkerkrankungen
Bei einem Pferd mit einer Schwellung am Sprunggelenk und Spatdiagnose setzte ich Blutegel an verschiedenen Akupunkturpunkten. Das Pferd lies das verhältnismässig gut zu und genoss die Behandlung sogar, als die Blutegel saugten. Die Schwellung ging nicht zurück, aber eine Schmerzlinderung war sichtbar.
Weitere Einsatzbereiche für Blutegel sind Schale, Hufrollensymptom (Podotrochlose), Kniearthrose sowie akute Knie- und Schultergelenksentzündung
3. Akute Hufrehe
Aufgrund der bereits dargelegten Wirkungsweise der Blutegeltherapie ist sie das beste Mittel, um den Hufreheschub sofort abzumildern. Bei chronischer Hufrehe ist sie nicht unbedingt das Mittel der Wahl.
4. Kissing Spine Syndrom
Im Bereich der Dornfortsätze der letzten Brustwirbel und der ersten Lendenwirbel habe ich die Blutegel bei einem Pferd mit Kissing Spines im Bereich der Bandansatzstellen gesetzt. Damals ohne erkennbaren Erfolg. Heute weiss ich, dass man hier systematisch vorgehen muss, d.h. mehrmalige Blutegelbehandlung und nur in Kombination mit entsprechender Gymnastizierung und anderen Therapiemethoden wie z. B. Phytotherapie.
Jegliche Therapieform von Kissing Spines beim Pferd macht immer nur Sinn in Kombination mit Gymnastizierung - hierzu mehr an anderer Stelle.
5. Abszeß, Phlegmone, Furunkel und Lymphödem
Bei Abszessen und Furunkeln sicherlich eine der besten Behandlungsmethoden und mittlerweile auch für die Behandlung von Mauke, Lymphödem und Phlegmone eine häufig eingesetzte Therapie. Die Blutegel werden knapp über den Entzündungsherd gesetzt und manchmal entleert sich nach der Blutegelbehandlung spontan auch evtl. vorhandener Eiter. Durch den lokalen Blutabfluss kommt es zu einer Entstauung, was nicht nur die Heilung anregt, sondern auch die Schmerzen lindert.
6. Sehnenschäden und Sehnenentzündungen
Auch bei einer akuten Sehnenentzündung, die sich mit den typischen Symptomen wie Schwellung, Schmerzen und Wärme zeigt, sind Blutegel eine grosse Hilfe. Ich habe dabei festgestellt, dass die Schwellung nicht zurückgeht, dass aber Komplikationen und Dauerschäden vermieden wurden.
Manche Pferde reagieren auf eine Blutegelbehandlung mit grosser Abwehr. So habe ich es bei einem Haflinger mit einer Sehnenverletzung erlebt. Er war entschieden, die Egel nicht saugen zu lassen und schmiss sich dabei sogar auf den Boden. Schliesslich hat es doch geklappt. Aber ich habe die Behandlung nicht wiederholt.
Bei meinem Knabstrupper habe ich den grossen Fehler gemacht, dass ich die Blutegel für den Sehnenschaden vorne rechts von der linken Seite gesetzt habe. Mir kam es nicht in den Sinn, dass das Pferd natürlich auch eine Abwehrbewegung mit dem gesunden Bein machen könnte. Und so kam es, dass ich einen grossen Huf mit Hufeisen ins Gesicht bekam. Es war nur eine kleine Platzwunde aber die die Blutegelbehandlung musste ich abbrechen. Ich habe sie auch nicht wiederholt.
7. Blutegel bei Fesselträgerschäden
Nachdem mir - unabhängig voneinander - 2 Tierärzte die Blutegeltherapie für den Fesselträgerschaden meines Pferdes angeraten haben, habe ich mich schließlich überwunden, nach oben geschilderter Erfahrung, wieder Blutegel bei meinem Pferd zu setzen. Es hat dann auch fast 1 Stunde gedauert, bis ich die Blutegel motivieren konnte, anzubeissen und zu saugen. Aber es war eine
Spektakuläre Wirkung der Blutegeltherapie
Nach der Behandlung war er so entspannt wie schon lange nicht mehr. Hätte ich es mal früher gemacht!
Deshalb: Warte du nicht, bis es in ein chronisches Stadium übergegangen ist. Kontaktiere einen Therapeuten oder, wenn du dir wie meine Schwester zutraust, es selbst zu machen -
Hier geht's zu meinem Kurs:
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