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Ausreiten mit Freude und Verstand

Ausreiten mit Freude und Verstand

Sommerzeit! Zeit für ausgedehnte Ritte ins Gelände....

Ausreiten mit Freude

Bevor ich in England Wellington, einem ehemaligem Vielseitigkeitspferd, begegnete, war ich die meiste Zeit nur in der Halle und auf dem Platz geritten. Wellingten, genannt Welli, zeigte mir, wie es sich anfühlt, wenn ein Pferd mit Spaß dabei ist. In seinen Adern floss das Blut erfolgreicher Rennpferde und so zeigte sich Welli auch im Gelände. Dabei konnte ich ihn auch halten. Im Rennen mit unseren Mitreitern gewannen wir immer. Fortan war ich Geländefan. 

Als ich älter und besonnener wurde, machte mir die Dressurarbeit im Gelände viel Freude, da hier auch faule Pferde einen Vorwärtsdrang entwickeln und es dann leichter ist, Seitengänge oder Trabverstärkungen etc. zu reiten. 

 

Ausreiten zum Muskelaufbau

Bekannte Dressurreiter, wie zum Beispiel Christoph Koschel, trainieren ihre Pferde systematisch auch im Gelände. Und Valegro, ehemals eines der besten Dressurpferde der Welt, wurde regelmäßig einmal pro Woche ins Gelände geritten. Zusätzlich ging er zweimal pro Woche vor dem intensiven Training auf dem Platz eine Schrittrunde im Gelände.

Hat man wie Christoph Koschel, ein hügeliges Gelände kann man mit bergauf- und bergab-reiten die Hinterhandmuskulatur seines Pferdes stärken.

Ausreiten mit Verstand - Tipps für deine Sicherheit

1. Wo darf man im Gelände reiten?

Einst ritt ich mit einer Freundin über eine Wiese. Sie war geschnitten und der Boden war trocken und hart. Wir richteten also keinen Schaden an. Plötzlich stand ein Mann mit einem Gewehr in der Hand vor uns: "Haut sofort ab hier! Ich bin es leid mit euch Reitersleut! Das ist meine Wiese!". Wir machten, dass wir weg kamenn.

Wenn dich also auf einem Ausritt ein Feld oder eine Wiese zum Galoppieren anlacht, widerstehe der Versuchung. Erkundige dich erst bei dem Besitzer, ob es in Ordnung ist, dort zu reiten.

Halte dich auch an Reitverbotsschilder.

2. Trage eine Warnweste beim Ausreiten

es sei denn, du reitest über oder an keiner Straße, aber selbst dann ist es nicht verkehrt, eine zu tragen, um andere Naturgänger auf dich aufmerksam zu machen, wie zum Beispiel Fahrradfahrer. Im Englischen gibt es den Grundsatz: "Be safe - be seen" also "sei sicher - sei gesehen". Wenn du selbst Autofahrer bist, ist dir eventuell schon aufgefallen, dass es ein Riesenunterschied ist, ob jemand mit oder ohne Warnweste an der Straße läuft.

3. Der Klügere gibt nach

Manchmal wollen Pferde im Gelände partout nicht an irgendeinem Gegenstand vorbei. Auch ein entgegenkommender Trecker kann auf einem schmalen Feldweg oder kleinen Landstraße für ein Pferd sehr beängstigend sein. Mit meinem ersten Pferd ritt ich einst aus und ein Trecker kam uns entgegen. Meine Stute trat 2 Schritte zur Seite. Was ich nicht wusste: im Gras des Randstreifens verborgen, lag ein Bewässerungsrohr. Mein Stute rutschte darauf aus und wir landeten zusammen im Stacheldrahtzaun. Zum Glück hatten wir einen guten Tierarzt, der die Verletzungen klammerte. Ab da, stieg ich immer ab, sobald uns ein größeres Gefährt entgegenkam, sehr zum Spott des ansässigen Horsemanship-Trainers, aber das war mir egal.  Indem ich zwischen furchteinflösendem Objekt und Pferd gehe, gebe ich dem Pferd Sicherheit. 

4. Mein Pferd will immer zum Stall zurück

Meine Traberstute und mein Knabstrupper wollten oft schon gar nicht vom Hof und signalisierten dann bei jeder Wegkreuzung, dass sie gerne zurück zum Stall wollten. Bei meiner Stute war die Sache schnell klar: Immer wenn sie rossig war, zog sie die Gesellschaft der anderen Pferde mir vor. Wenn ich fortan ausritt, führte ich sie die ersten 500m und saß dann auf. Damit war das Thema erledigt. Allerdings musste ich ihr anfangs beibringen, dass wir auch auf dem Rückweg Schritt gehen können. Das kann dauern und es ist sehr hilfreich, wenn man dann einen geduldigen Mitreiter hat. 

Anders verhielt es sich bei meinem Knabstrupper. Ich hatte vorher noch nie so ein ängstliches Pferd gehabt. Ausreiten in der Gruppe ging, solange er in der Mitte ging. Aber alleine an der Hand spazieren gehen - das war Stress pur.  Erst als wir Jahre später das Röntgenbild, mit der Diagnose Kissing Spines (u.a. genau an der Stelle, wo die Ortsspitze des Sattels liegt) bekamen, habe ich sein Verhalten verstanden. Pferde sind in erster Linie physische Wesen, und wenn sie sich in ihrem Körper nicht sicher fühlen, weil sie bei einer "falschen" Bewegung von einem Schmerz "getroffen" werden, dann sind sie einfach sehr unsicher.  

Einer meiner Haflinger und auch meine Rheinländerstute waren ebensfalls sehr unsicher und schreckhaft. Außerdem wurden sie auch schnell, wenn es nach Hause ging. Bei beiden hat es geholfen, sie mehr an den treibenden Hilfen zu haben, durchs Genick zu reiten und mehr zu beschäftigen, z. B. indem man Schenkelweichen und/oder Schlangenlinien auf dem Feldweg reitet. Das kann am Anfang etwas mühsam sein und dauern, aber es lohnt sich.

Was also tun, bei schwierigen Pferden?

Aufs Geländereiten ganz verzichten? Das ist sicherlich die einfachste Lösung. Als Geländefan und Berittführer kam diese Option nie für mich in Frage. Also habe ich folgendes gemacht: 

1. Führübungen auf dem Platz: Erstmal dem Pferd beibringen, auf Körpersignale und Stimme und Einsatz der Gerte als

    Begrenzung, dem Pferd beibringen, dass es auf Kommando antreten und anhalten muss. 

2. Gelassenheitsübungen auf dem Platz: Regenschirme, Planen etc. aufbauen - zum einen, um zu sehen, wie das Pferd

    darauf reagiert und zum andern ihm dann beizubringen, ruhig an die Dinge heran zu treten und daran zu riehen. Das

    muss man ggf. öfters machen. 

3. Langsame Gewöhnung ans Gelände zusammen mit einem anderen ruhigen Pferd: Hier kommt es auch darauf an, wie

    dein Ausreitgelände aussieht. Bist du direkt auf dem freien Feld, dann kannst du sicherlich auch beim ersten Mal

    länger gehen, als wie wenn du durch ein Dorf läufst. Bei manchen Pferdetypen habe ich einfach festgestellt, dass sie

    nach einer Vielzahl von Aussenreizen nicht mehr ruhig bleiben können und dann im Eiltempo nach Hause wollen. Die

    Reizschwelle kann man durch systematisches Gewöhnungstraining erhöhen. 

4. Fressen lassen

5. An den Hilfen vorwärts mit Beschäftigung

    Einer meiner Haflinger und auch meine Rheinländerstute waren ebenfalls sehr unsicher und schreckhaft. Außerdem

    wurden sie auch schnell, wenn es nach Hause ging. Bei beiden hat es geholfen, sie mehr an den treibenden Hilfen zu

    haben, durchs Genick zu reiten und mehr zu beschäftigen, z. B. indem man Schenkelweichen und/oder

    Schlangenlinien auf dem Feldweg reitet. Das kann am Anfang etwas mühsam sein und dauern, aber es lohnt sich.

6. Arbeit an der Hand im Gelände

    Funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie Nr. 5: Dafür benötigt man eine Trense und Gerte. Das Pferd sollte im

    Schritt gut vorwärts gehen und aufgefordert werden, den Hals fallen zu lassen. Nur so kommt es zur

    Endorphinausschüttung.

Was du auf jeden Fall vermeiden musst:

Manche Pferde möchten - vor allem wenn der Stall noch in der Nähe ist - sobald sie sich erschrecken, den Heimweg in Eiltempo antreten. Dies kann auch eine blitzschnelle Wendung und Davongaloppieren in die andere Richtung sein. Da musst du dein Pferd sofort zum Halten bringen. Es muss lernen, auch bei angsteinflösenden Dingen stehen zu bleiben und seinen Fluchtinstinkt zu unterdrücken. Deshalb auch so wichtig, die Vorübungen auf dem Platz zu machen. 

Bei solchen Pferden rate ich auch davon ab, mitten auf der Strecke umzukehren. Dann wissen sie, es geht zurück zum Stall, zurück in die Sicherheit, zurück zu den anderen Pferden. Besser ist es, immer eine Runde zu gehen. Achte dabei darauf, dass das Pferd gut vorwärts geht und seinen Rücken aufwölbt. Wenn es dann anfängt abzuschnauben, bist du auf dem richtigen Weg ....

Das Pferd in seine Mitte bringen

Jemand der in seiner Mitte ruht, den wirft so schnell nichts aus der Bahn. Das gleiche gilt fürs Pferd. Deshalb lege ich dir meinen 

sehr ans Herz. Damit bekommst du ein Pferd, das auch psychisch in seiner Mitte ist - mehr Infos in meinem Blog: 

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