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Juckreiz beim Pferd

Juckreiz beim Pferd

Meine Erfahrungen und Tipps aus 20 Jahren Pferdehaltung

Hilfe! Mein Pferd juckt sich die Schweifrübe kahl!

Wenn sich Pferde an der Schweifrübe intensiv jucken und sonst nirgendwo, sind sie meistens verwurmt. Würmer legen ihre Eier bevorzugt im Afterbereich ab und diese verursachen dann den Juckreiz. Hier hilft also eine Wurmkur für Pferde – natürlich in Absprache mit dem Stallbetreiber. Warum? Wenn du deinem Pferd einfach eine Wurmkur gibst, kann es noch lebende Würmer ausscheiden, die dann wiederum die Weide verunreinigen, wenn diese nicht täglich abgeäpfelt wird.

 

Beachte auch, dass eine Wurmkur kein Garant dafür ist, dass dein Pferd keine Würmer mehr hat. Es ist mittlerweile Tatsache, dass Würmer Resistenzen gegen die Wirkstoffe entwickeln. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass rangniedrigere Pferde stärker verwurmt sind, zum einen da ihr Immunsystem aufgrund von Stress in der Herde empfindlicher ist und zum anderen da sie öfter abseits von anderen Pferden grasen. Dieses Abseits sind oftmals Geilstellen. 

Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, dann ist es sinnvoll, einen Kottest zu machen. Die Firma Vetevo bietet hier ein einfaches, bequemes Verfahren, für das momentan sogar noch einen Nachlass von 10% gibt:

Hat sich der Juckreiz nach der Wurmkur nicht gebessert, empfehle ich Waschen mit Kernseife (s.u.). Wenn sich noch immer keine Veränderung einstellt und das Pferd definitiv kein Sommerekzem hat, dann kann es auch auf Probleme in der Wirbelsäule hindeuten. Hier ist es wichtig, andere Kriterien zu prüfen, siehe meinen Blog Kissing Spine Syndrom und meine Seite zum Thema Pferderücken.

Sommerekzem beim Pferd

Sommerzeit = Insektenzeit


In der Pferdehaltung hat jede Jahreszeit ihre Herausforderung und neben der Hitze machen den Pferden im Sommer je nach „Unterkunft“ die Insekten zu schaffen. Besonders für Ekzemerpferde, die auf Mückenstiche allergisch mit Juckreiz reagieren. Leider geht es je nach Wetterlage oft schon im März oder April los und geht bis in den Oktober.
 
In der Vergangenheit habe ich alle möglichen äußerlichen Einreibungen vorgenommen: 

- Wiemerskamper – hat etwas geholfen – ist aber sehr teuer

- Babyöl – hat auch etwas geholfen

- Eigenurin – hat sehr gut geholfen, ist aber schwer bis unmöglich „dranzukommen“

- Babyöl mit Nelkenöl versetzt – hilft und hält die Mücken fern 

- Babyöl mit Neemöl versetzt – hilft auch, stinkt aber sehr

- Ballistol – hilft auch etwas
 
Manchmal wird empfohlen Knoblauch zu füttern. Auch das habe ich versucht, mit mäßigem Erfolg. Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, dass Knoblauch die besten Erfolge bringt, wenn man es frisch einnimmt. Aber das mag nicht jedes Pferd. 
 
Die Firma Weravet / Biokanol Pharma GmbH hat eine effektive, wenn auch etwas teure, Mittelkombination: 
 
 Alleosal und Dermisal

Die Wirksamkeit dieser Mittel beim Sommerekzem wurde u.a. in einer wissenschaftlichen Studie an der Universität Bonn nachgewiesen.  Um „in der Saison“ noch Resultate zu erzielen, muss man beide Mittel im Abstand von 3 Tagen spritzen mindestens bis sich Besserung einstellt.  Um einen Ekzemausbruch im Frühjahr zu vermeiden, genügt auch Alleosal.  Wenn man sich gar nicht traut, selbst zu spritzen, auch nicht an Anleitung eines Tierarztes oder anderen Tiertherapeuten, ist eine Gabe des Ampulleninhaltes ins Maules definitiv einen Versuch wert. Aber rechne damit, dass du mehr Ampullen und Zeit bzw. Geduld benötigst.

Meiner Erfahrung nach ist die einfachste, billigste und langfristig zeitsparendste Methode wie folgt: 
 
Das Pferd / Pony bzw. seinen Mähnenkamm und Schweifrübe und ggf. Bauchnaht mit Kernseife gut waschen. Die Kernseife richtig „drüberrubbeln“ und dann gut ausspülen. Kernseife neutralisiert den ph-Wert der Haut, da sie sehr hoch im alkalischen Bereich liegt. Dies wiederum wirkt beruhigend auf den Juckreiz.  Anschließend mit einem Halsteil eindecken. Je nach Wetterlage 2-4 x pro Monat wiederholen und die Decke zwischendurch waschen.

Juckreiz durch Eichenprozessionsspinner

Die Häarchen der Eichenprozessionsspinner führen bei Mensch und Pferd zu fast unerträglichem Juckreiz. Falls dein Pferd noch nie mit Juckreiz zu kämpfen hatte, lohnt sich ein Blick nach oben. Mittlerweile sind auch schon viele Nester auf den Boden gefallen. Aber die Häarchen liegen im Gras und können durch den Wind aufgewirbelt werden. Auch hier hilft Waschen mit Kernseife und im Akutstadium Alleosal und Dermisal. Weitere Informationen findest du in meinem Blog zu Eichenprozessionsspinner und Pferde.

Juckreiz beim Pferd in der Naturheilkunde

Wenn sich dein Pferd immer wieder mal auch ohne Sommerekzem und Mücken den Mähnenkamm schubbelt, lohnt es sich über eine Entgiftung nachzudenken. In der Naturheilkunde ist bekannt, dass im Fettgewebe (und auch im Nervengewebe) Schermetalle eingelagert werden können. Dies wiederum führt zu Juckreiz.

In der TCM, der traditionellen chinesischen Medizin bzw. TCVM, der traditionellen chinesischen Veterinärmedizin, gibt verschiedene Ursachen.  Auch wenn keine westliche Diagnose vorliegt, kann man mit Akupunktur und Akupressur den Juckreiz sehr wirksam lindern. Hier sind ein paar Erklärungsmodelle zum Juckreiz aus Sicht der TCM:

Wind: Wind gilt als sogenannter externer Störfaktor und kann tatsächlicher Wind aber auch zum Beispiel eine Viruserkrankung sein. Wind zeigt sich dann als wandernder Juckreiz. Die Pferde jucken sich mal im Gesicht, mal an der Schweifrübe, mal am Mähnenkamm - es ist nicht eine einzige Stelle.

Feuchte Hitze: Feuchtigkeit in der TCM ist ein umfangreiches Thema, deshalb hier nur kurz erklärt. Feuchtigkeit als Störfaktor entsteht beim Pferd zum Beispiel durch zuviel Futter, insbesondere zuviel Gras oder/und durch zuviele Giftstoffe, die die Leber nicht mehr ausscheiden kann. Hitze entsteht zum Beispiel durch chronische Magengeschwüre. Kommen nun diese zwei Störfaktoren zusammen und werden nicht behandelt, kann dies zum Sommerekzem führen.

Xue Mangel: Das Pferd hat trockene evtl. auch schuppige Haut und rissige Hufe.  Der Juckreiz ist nicht auf eine Stelle beschränkt. Manche Pferde beissen sich sogar die Hinterbeine auf. Hier hilft Akupunktur/Akupressur und eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen.

Homöopathische Mittel für Juckreiz beim Pferd

Juckreiz aufgrund von Insektenstichen: Wenn es kein Sommerekzem ist sondern das Pferd sich zum Beispiel aufgrund von Bremsenstichen mit Juckreiz quält, können Apis, Ledum oder Cardiospermum helfen. Üblicherweise gibt man dann eine D6 dreimal täglich.

Juckreiz aufgrund einer schlechten Stoffwechsellage: Hier kann Sulfur helfen. Ein zweimalige Gabe von C30 innerhalb von 24 Stunden kann den Stoffwechel ausreichend anschieben. Bitte beachte jedoch, dass es zu einer Erstverschlimmerung kommen kann. Dies ist als gutes Zeichen zu werden, dass nämlich der Körper eine gute Fähigkeit zur Selbstheilung hat. Behandelt man dies dann jedoch mit Einreibungen, denen ätherische Öle zugesetzt sind, wird die Wirkung des homöopathischen Mittels aufgehoben. Was du jedoch machen kannst: Vor der homöopathischen Mittelgabe, dein Pferd einmal mit Kernseife waschen.

Noch besser bei einer schlechten Stoffwechsellage: Eine homöopathische Konstitutionstherapie. Hier muss man einen qualifizierten Tierhomöopathen kommen lassen, der/die das Pferd genau untersucht und dir viele Fragen stellt. Aufgrund der individuellen Symptome deines Pferdes wird ein oder mehrere homöopathische Mittel gegeben.

Kortison in der Naturheilkunde beim Pferd

Kortisonsalben bringen eine schnelle Linderung, drängen aber naturheilkundlich gesehen, das Krankheitsgeschehen ins Innere, so dass sich zum Beispiel eine Bronchitis entwickeln kann. In der TCM bzw. TCVM wiederum weiß man, dass Kortison Feuchtigkeit im Körper verursacht.

Zu guter Letzt noch ein wichtiger Tipp:

Insektendruck in der Pferdehaltung vermeiden

Hierzu gehört natürlich das Abäpfeln. So oft wie möglich! Im Sommer am besten morgens und abends. Zur Zeit "kämpfe" ich mit Stechfliegen, also Fliegen die tatsächlich stechen und Blut saugen. Sie sind sehr unangenehm und hartnäckig. Und natürlich möchte ich alles, was sie anzieht, vermeiden. Und dazu gehören nun einmal die Pferdeäpfel.

Der zweite wichtige Punkt ist Wasser. Und zwar in jeder Form. Viel zu oft sehe ich übergelaufene Wasserbottiche mit Pfützen und matschigen Stellen. Das sind Brutstätten für Mücken.

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