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Magengeschwüre beim Pferd

Im Jahr 2000 durfte ich einen Tag in der Pferdeklinik von Dr. Cronau in Bochum hospitieren. Dabei wurden mir auch Endoskopien gezeigt und der Tierarzt erzählte mir, wie häufig Magengeschwüre bei Pferden auftreten. Das erstaunte mich nicht, denn in der Vergangenheit war ich mehrmals in Rennställen gewesen, wo ich zu meinem Horror gesehen hatte, dass die Pferde fast nur Kraftfutter und kaum, wenn überhaupt Heu bekamen. Auch das Springpferd eines Bekannten war ein typischer Kandidat. Aus Kostengründen bekam es kaum Heu, stand wenig auf der Wiese und hatte wenig Appetit auf sein Kraftfutter. Nachdem ich es untersucht hatte und meinen Verdacht auf Magenprobleme äußerte, erzählte er von den Turniererfolgen, weil diese Stute so begabt war. An dieser Stelle wirst du denken, klar Turnierstress, kein Wunder, dass die Stute Magengeschwüre hat. Der Bekannte fuhr dann fort und berichtete von seinen Besuchen in der Tierklinik Lüsche, wo die Stute regelmässig eine Spritze in den Rücken bekam, da sie unter Kissing Spine Syndrom litt.  Kurze Zeit später las ich in der Zeitschrift "Freizeit im Sattel" wie viele Freizeitpferde unter Magengeschwüren litten. Bevor wir aber zu den wahren Ursachen von Magengeschwüren kommen, sind ein paar Fakten wichtig zu wissen: 

Der Pferdemagen

Der Magen des Pferdes ist im Verhältnis zu seinem Körper und gesamten Verdauungstrakt recht klein. Er besitzt ein Fassungsvermögen von ca. 7-10 Liter. Das ist entspricht gerade einmal einer Menge Futter, die in einen Putzeimer passt. Das bedeutet, dass das Futter nicht lange im Magen bleiben soll, sondern weiter in den Dünndarm transportiert wird. Wir alle wissen, dass das Pferd "eigentlich" 20 Stunden am Tag fressen sollte. In der Praxis ist das nur in den Sommermonaten, wenn überhaupt, durchführbar. Dazu kommt, dass der untere Magenbereich 24 Stunden am Tag Magensäure produziert. Somit greift die Magensäure bei längeren Fresspausen den Magen selbst an. Was kaum jemand weiß: Die Magensäure greift auch bei der Bewegung des Pferdes in höheren Gangarten den oberen Magenbereich an. Warum? Weil dieser Bereich mit hautähnlichen Zellen ausgeklei´det. Diese Zellen produzieren keine Magensäure und sind deshalb anfälliger gegenüber Säure. Durch die Bewegung wird die untere Magenregion zusammengedrückt und die Magensäure regelrecht nach oben gespritzt.

Unterscheidung der Magengeschwüre nach Lage

Es gibt zwei Typen von Magengeschwüren beim Pferd je nachdem wo sich das Geschwür befindet. Wir wir jetzt wissen, besteht der Pferdemagen aus zwei Bereichen:  Der squamöse und der Drüsenbereich.

 

Achtzig Prozent der Magengeschwüre befinden sich im oberen squamösen Bereich näher an der Speiseröhre als der Drüsenbereich. Dieser Bereich ist mit hautähnlichen Zellen ausgeklei´det. Diese Zellen produzieren keine Magensäure und sind deshalb anfälliger gegenüber Säure. Die anderen zwanzig Prozent von Magengeschwüren findet man in dem drüsigen Bereich. Dieser enthält Zellen die Säuren abgeben, die für die Verdauung sehr wichtig sind.

Was verursacht Magengeschwüre?

Die Gründe hast du im wesentlichen schon unter "Pferdemagen" gelesen. Aber es gibt noch mehr:

  • Stress
  • Entzündungshemmer/Schmerzmittel
  • Haltung
  • Bewegung
  • Fütterung

Magengeschwüre beim Pferd erkennen

Wenn du den Verdacht hast, dass dein Pferd an einem Magengeschwür leidet, hast du möglicherweise folgendes beobachtet:

  • Akute leichte und eventuelle wiederkehrende Koliken vor allem nach der Fütterung/Wiese
  • Muskelverspannungen und/oder -Abbau
  • Rittigkeitsprobleme
  • Widersetzlichkeiten
  • Verhaltensänderungen
  • Häufiges Hinlegen
  • "Lustloses" Fressen vor allem des Kraftfutters
  •  Beim Putzen zeigt sich Empfindlichkeit am Bauch und in der Gurtlage
  • Flehmen in Verbindung mit leichter Kolik

Die TCM bzw. TCVM kennt sogenannte diagnostische Akupunkturpunkte. Dies sind Punkte, die teilweise mit anderen Körperbereichen in Verbindung stehen. Dazu gehört in erster Linie der Zustimmungspunkt des Magens: Blase 21 und der Alarmpunkt des Magens: Konzeptionsgefäß 12. Diese 2 Punkte kann man auch für eine Behandlung nehmen, wobei ich selbst eher Punkte an den Hinterbeinen genommen habe, wie zum Beispiel Magen 44 oder 45. Blase 42 und Pericard 1 stehen in der TCM nicht in Verbindung mit dem Magen, aber mit dem Verlauf des Vagusnerves und eine Druckdolenz an diesen beiden Punkten zeigt möglicherweise eine Nervenirritation an. (Mehr zum Vagusnerv in einem späteren Blog). Aber die Lage von PC1 ist auch direkt über dem Magen und bekannt ist mittlerweile auch, dass Pferde mit Gurtzwang häufig an Magengeschwüren leiden. KG 17 ist der respiratorische Alarmpunkt des 3fachen-Erwärmer-Meridians. Er gilt als Meister der Energie. Hier wird die aus dem Futter gewonnene Energie durch die eingeatmete Energie aktiviert. Eine Druckempfindlichkeit an diesem Punkt deutet demnach auf vielfache Probleme hin.

Die Diagnose von Magengeschwüren beim Pferd

Die beste Methode Magengeschwüre beim Pferd sicher zu diagnostizieren, ist die flexible Endoskopie. Dabei wird ein Schlauch in die Nüstern des Pferdes eingeführt und über die Speiseröhre bis in den Magen geschoben. Ich empfehle dir wenn, unbedingt eine Videoendoskopie machen zu lassen. Da hast du als Besitzer selbst die Möglichkeit, die Befunde auf dem Computerbildschirm anzusehen. Da die Behandlung mit GastoGuard sehr teuer ist, lohnt es sich im Vorfeld eine exakte Diagnose zu haben. Die Behandlung eines Magengeschwüres gehört in die Hände von erfahrenen und vor allem verantwortungsbewussten Tierärzten, denn mit einer falschen Dosierung von GastroGuard hat man unter Umständen nachher noch mehr Probleme als vorher. Parallel muss man die Ursachen unbedingt abstellen, sonst hat man es mit chronischen Magengeschwüren zu tun.  Am besten ist natürlich die Vermeidung statt der Behandlung.

Vermeiden und Heilen

Hier könnte man jetzt eine lange Liste von Futterergänzungen anführen, sei es Magnoguard oder Equitop Pronutrin bis hin zu den von mir bevorzugten Lexa-Produkten, für diesen Fall Gastro-Akut und der Magen-Darm-Elixier. Dann gibt es jede Menge von Futtermischungen für Pferde mit Magenprobleme.

Überlege und beobachte. Wo hat dein Pferd Stress? Von Dr. med. vet. Dorothe Meyer (iWEST) und Mary Ann Simonds gibt es ein Buch und mehrere Publikationen zum Thema Stress beim Pferd erkennen. Leider stelle ich immer wieder fest, dass Dinge bzw. Grundsätze mit denen ich groß geworden bin, in vielen Ställen nicht selbstverständlich sind. Eines dieser Grundsätze lautet RUHE wenn Pferde fressen. Man könnte es auch Rücksichtnahme nennen. Als ich einmal in einem Stall neu eingestallt war, bat ich meine Boxennachbarin kurz zu warten, bevor sie mit ihrem Pferd hinausging, dass mein Pferd nicht alleine zurückbleiben musste. Sie meinte nur "da muss der durch". Fazit war, dass ihr Pferd in der folgenden Woche eine Kolik hatte. Jeder erfahrene Pferdemensch weiß: Langsame Gewöhnung - und zwar an alles.

Wie ich in meinem Blog zum Fesselträgerschaden geschrieben habe, sollte man bevor man zu Schmerzmitteln greift, erst einmal CBD Tropfen ausprobieren.

Auch zu Entzündungshemmern gibt es Alternativen. Je nachdem um welche Problematik es sich handelt, kann man Traumeel geben oder spritzen oder/und Blutegel setzen bzw. setzen lassen. Mittlerweile gehören Blutegel zum Standardprogramm von vielen Tierärzten und Pferdekliniken.

Beim Thema Haltung denkt manch einer, Offenstallhaltung ist die Beste. Aber hier kommt es sehr auf die Gruppenzusammensetzung an, denn sonst kann sich auch die Offenstallhaltung in Stress auswirken. Bei der Boxenhaltung geht es wieder um Stressvermeidung: Wenn sich die Einstaller streiten, ist das für die Pferde, die regelrechte Energieschwämme sind, Stress pur.

Immer wieder stellte sich mir die Frage ob falsche Bewegung und Schmerzen auch eine Ursache von Magengeschwüren beim Pferd sind, da ich über die Jahre festgestellt habe, dass besonders Pferde mit Knieproblemen und Kissing Spines im Bereich der letzten Brust- / der ersten Lendenwirbel zu chronischen Magengeschwüren neigen können. Aber auch alle Pferde, die Anforderungen unterworfen werden, denen sie körperlich nicht entsprechen können. Irgendwann haben die Pferde dann das Magengeschwür oder sind lahm und dann wird die Lahmheit oder das Magengeschwür behandelt und man wundert sich, warum nichts besser wird. 

Die Fütterung eines Pferdes mit Magengeschwür besteht im wesentlichen aus einer ad libitum Heufütterung. Dabei kommt es natürlich auch sehr auf die Heuqualität an.  Pferde, die in Bayern oder Baden-Württemberg leben, sind hier klar im Vorteil, da dort noch richtiges Wiesenheu produziert wird. 

Homöopathische Mittel

In der Homöopathie gibt es einige Mittel, die beim Magengeschwür des Pferdes die Therapie unterstützen und je nach Ausprägung und Verlauf auch heilen können.  Hier denkt man in erster Linie an Nux vomica für angespannte, schnappige und zornige Pferde vor allem auch bei Magenüberladung. Für nervöse Pferde, die bei starken Aussenreizen schnell mit Durchfall reagieren ist Argentum nitricum ein Versuch wert. Bei starken Schmerzen und Angst sollte man auch an Arsenicum album denken. Der britische Tierarzt Tim Couzens empfiehlt außerdem die Darmnosode Dysenterie-Co für ständig nervöse und ängstliche Pferde, jedoch nur für 5 bis 7 Tage. 

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