".....es wäre so schön gewesen", sagte mir seufzend einst eine Pferdebesitzerin. Ihr Pferd litt unter chronischem Durchfall. Sie hatte eine Tierhomöopathin beauftragt, in der Hoffnung mit einer Einmalgabe eines homöopathischen Mittels das Problem zu lösen. Für den einen Leser mag das wie unerreichbares Wunschdenken klingen, für einen anderen ganz normaler Pferdebesitzeralltag.
In der Tat gibt es bis heute keinen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit homöopathischer Mittel. Andererseits erhält man sie nur in der Apotheke.
Wer heilt hat Recht
Dieser Grundsatz hat sich zu Lebzeiten von Samuel Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie, eingebürgert. Hahnemann war ein deutscher Arzt Ende des 18. Jahrhunderts, der sich aber von der Medizin abwandte und seinen Unterhalt als Schriftsteller und Übersetzer bestritt. Er interessierte sich auch für Chemie und stellte im Selbstversuch fest, dass eine Substanz bei gesunden Menschen Symptome hervorrufen, und gleichermassen diese Symptome bei einem Kranken heilen kann. "Similia similibus curentur" - Ähnliches mit Ähnlichem heilen.
Eines der ersten Mittel, die er prüfte, war Ipecacuanha in Bezug auf Husten. Er verdünnte die Substanzen immer mehr und stellte fest, dass sich die Wirkung sogar verbesserte, ohne den Kranken zu gefährden.
Meine Erfahrungen mit Homöopathie
Als ich 16 war, bekam meine Tante nach einem langen Leidensweg die Diagnose Multiple Sklerose. Sie fuhr daraufhin zu dem bekannten Homöopath Dr. Schamell nach München. Ihre Multiple Sklerose kam zum Stillstand nicht zuletzt auch durch ihre konsequente Ernährungsumstellung und Lebensweise.
Meine Liebe zu Tieren und dieses Erlebnis bewog mich, 1999 eine Ausbildung zur Tierhomöopathin bei der ATN zu beginnen. Während der Ausbildung bekam ich zum wiederholten Mal Antibiotika aufgrund geschwollener Lymphknoten. Doch es wurde nicht besser. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber irgendwann erinnerte ich mich an die Homöopathie und schlug nach. Ich fand das Mittel "Sulfur jodatum". Außer bei Hals-Nasen-Ohren Erkrankungen wird es auch empfohlen bei speziellen Augen- und Hauterkrankungen. Mir half es sofort und ich habe seitdem kein Antibiotika mehr benötigt.
Von den Kritikern der Homöopathie wird hier sehr oft auf den Placebo-Effekt hingewiesen, aber ich war damals eher skeptisch, schon allein aufgrund der Tatsache, dass Ärzte und Antibiotika mir nicht helfen konnten. Es gibt ein paar homöopathische Mittel, die man auf gar keinen Fall nehmen sollte, wenn man keine ähnlichen charakteristischen Symptome hat, wie z. B. Belladonna und Thuja. Bei Sulfur jodatum bestand keine Gefahr und deshalb hatte ich nichts zu verlieren außer ca. 8 €. Es hatte sich gelohnt.
Bitte beachte, dass man bei einer homöopathischen Behandlung die charakteristischen Symptome des Pferdes kennen muss und nicht die Folgesymptome einer Krankheit behandelt. 2005 begab ich mich in Behandlung bei einer klassisch arbeitenden Homöopathin aufgrund von chronischen Kopfschmerzen. Sie verschrieb verschiedene Mittel - keines half auch nur annähernd. Jahre später fand ich heraus, dass eine Glutenunverträglichkeit die Ursache für meine Kopfschmerzen war. Es war kein Wunder, dass die Homöopathie nicht half.
Was muss ich bei der homöopathischen Mittelgabe beachten?
"Unser Pferd ist immer so schmutzig und dann passt doch Sulfur gut", meinte eine Freundin vor kurzem. Sie hatte sich ein Buch über Homöopathie für Pferde gekauft und war ganz fasziniert von den Behandlungsmöglichkeiten.
Wichtig ist jedoch die Trennung von Interpretationen von Eigenheiten und Symptomen durch die "Menschenbrille". Dafür muss ich wissen, was typisch für Pferde ist. Robust gehaltene Pferde wälzen sich nunmal gerne und Schimmel sehen dadurch immer schmutzig aus. Das hat mit Sulfursymptomen nichts zu tun. Charakteristisch für Sulfur ist Durchfall durch Unterdrückung (Anwendung von Kortisonsalbe) von Hautausschlägen. Oder generell - also nicht auf Sulfur bezogen wenn z. B. Husten immer morgens auftritt, oder das arthrotische Pferd "sich einläuft" sind das wertvolle Hinweise für die Mittelfindung. Das ist auch das A und O: Wenn sogenannte charakteristische Symptome vorliegen, dann kann wirklich das geeignete Mittel gefunden werden und die Wirkung wird sich einstellen.
Was aber, wenn ich diese charakteristischen Symptome nicht habe, was in der Pferdepraxis sehr häufig der Fall ist.
Hier kann ich auf viele Bücher von Tierärzten und Therapeuten zurückgreifen. Darin werden homöopathische Mittel für bestimmte Krankheitsbilder beim Pferd, basierend auf einen Erfahrungsschatz, aufgelistet und eine passende Potenz empfohlen. Immer also einen Versuch wert, da homöopathische Mittel sehr preiswert sind, aber wunder dich nicht, wenn es nicht anschlägt.
Weniger hilft mehr ist noch ein Grundsatz für die homöopathische Therapie aber gleichzeitig gilt: Je länger die Krankheit besteht umso länger ist in der Regel auch die Therapie. Man sollte grundsätzlich etwas Geduld haben, dies ist nicht immer einfach, insbesondere wenn man es mit einer Erstverschlimmerung zu tun hat. Bei einem Pferd mit einer starken Bronchitis erlebte ich eine Erstverschlimmerung von 10 Tagen! Dies ist für den Pferdebesitzer nicht immer einfach. Dennoch stellen sich auch oft Wunder sehr schnell ein, wenn man in der Lage ist sie zu sehen.
Merke: Die Heilung des Pferdes durch Homöopathie erfolgt von innen nach außen!
Dies bedeutet zum Beispiel: Das Pferd wirkt ruhiger, hustet aber mehr Schleim ab. Oder das Pferd hat mehr Energie, es trabt lockerer hat aber plötzlich einen starken Juckreiz. Wenn man diese Folgesymptome "anderweitig" behandelt und sei es nur mit einer Salbe oder einem Hustentee, ist der Zug für das verabreichte homöopathische Mittel abgefahren.
Deshalb gehören zur Homöopathie nicht nur Sachverstand sondern auch die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen, Leidensfähigkeit - denn welcher Pferdebesitzer leidet nicht mit, wenn sein Pferd leidet und Mut.
Wenn du dir ein wirklich gutes Buch über Homöopathie für Pferde kaufen möchtest, kann ich dir nur den britischen Tierarzt Tim Couzens ans Herz legen. Die Briten sind in puncto Tierhomöopathie noch besser als die Deutschen.
Was Homöopathie für Pferde leisten kann
Mit homöopathischen Mitteln kann man keine Arthrose heilen. Auch Kissing Spines werden nicht verschwinden. Aber in letzterem Fall, kann ein gut gewähltes homöopathisches Mittel dem Körper die Information geben, eine Blockade loszulassen und plötzlich lässt das Pferd an der Longe den Hals fallen oder kann wieder galoppieren, ohne in den Kreuzgalopp zu springen. Je nach Vorschaden und Training kommt die Blockade zurück.
Besteht jedoch kein körperlicher Schaden oder ist die Krankheit noch im akuten oder subakuten Zustand, kann mit vollständiger Heilung gerechnet werden.
Nachfolgend eine Auswahl von homöopathischen Mitteln, mit denen ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Bitte beachte dabei, dass ich keinerlei Haftung übernehme und sich eine Erstverschlimmerung zeigen kann und dass bei Pferden, die keinen Eintrag im Pferdepass oder einen Eintrag als Schlachttier haben, i.d.R. - nach meinem jetzigen Kenntnisstand - eine Umwidmung durch deinen Tierarzt erfolgen muss. Aus diesen Gründen empfehle ich dir grundsätzlich, einen klassisch homöopathisch arbeitenden Tierarzt oder Tierheilpraktiker zu beauftragen. Viele arbeiten homöopathisch mit Komplexmitteln der Firma Heel. Gut ist, wenn man beides kann, denn diese Therapien können sehr gut miteinander kombiniert werden.
Ich empfehle weiterhin die Profile dieser Mittel noch an anderer Stelle nachzulesen, um abzuklären, ob das Mittelbild wirklich zu den Symptomen und Eigenheiten deines Pferdes passt. Dieser Abgleich - in der Fachsprache repertorisieren genannt - ist entscheidend für die Wirksamkeit eines homöopathischen Mittels.
Arnika
Arnika in homöopathischer Form ist sicherlich das bekannteste homöopathische Mittel das es gibt. Bei Prellungen jeglicher Art, ist es das Mittel der Wahl ohne dass noch Symptome verglichen werden müssen. Dabei kann Arnika auch problemlos mit anderen homöopathischen Mitteln kombiniert werden, ohne dass deren Wirkung aufgehoben wird.
Rhus toxicodendron
Dieses Mittel wird meistens bei Problemen im Bewegungsapparat angewendet. Es wirkt auch bei juckender Urtikaria (Hautausschlag). Weitere Indikationen können Ischialgie, geschwollene, warme Gelenke, Bauchschmerzen nach Futteraufnahme mit geblähtem Bauch und Fazialisparese sein. Charakteristisch für dieses Mittel ist Unruhe und die Besserung durch Bewegung und durch warmes, trockenes Wetter. Alle Beschwerden verschlimmern sich in kaltem, nassen Regenwetter und nachts.
Dulcamara
Dulcamara hat sich für Beschwerden als Folge von Durchnässung bewährt, besonders wenn auf schönes Wetter, schlechtes folgt. Das können Muskelverspannungen aber auch Kolik sein.
Ich konnte damit eine schwere Lahmheit - verusacht durch Arthrose - eines Pferdes lösen. Das Pferd litt allgemein unter nassem, kalten Wetter, reagierte aber nicht mit Unruhe wie es bei Rhus tox. der Fall ist.
Nux Vomica
Dieses Mittel ist im Humanbereich bekannt als "Managermittel": Menschen die viel arbeiten, immer gereizt sind, unter Verstopfung leiden und zu Genußmitteln greifen, um ihre Leistung hoch zu halten.
Bei Pferden kann man Nux vomica einsetzen bei Neigung zu Verstopfung, Magenbeschwerden, aufgetriebenem Bauch auch noch Stunden nach der Futtergabe und Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich. Es passt gut für gereizte, überempflindliche Pferde. Ich habe es unterstützend bei Hufrehe durch Fütterungsfehler und Lähmungserscheinungen durch Vergiftungen eingesetzt.
Arsenicum album
Dies ist eines "meiner Wundermittel" und es sollte Bestandteil jeder Hausapotheke sein. Arsenicum Album passt für Pferde, die einerseits erschöpft und sehr geschwächt aber gleichzeitig unruhig und ängstlich sind, unabhängig davon, ob es sich um eine akute oder chronische Krankheit handelt. Alle Beschwerden verschlimmern sich nachts.
Ich habe damit sehr gute Erfahrungen bei Kolik gemacht und starken Schmerzzuständen, resultierend aus Schäden am Bewegungsapparat, wo die o. g. charakteristischen Eigenschaften gegeben waren.
Arsenicum Album soll auch bei starkem Husten mit Atemnot und Erschöpfung helfen insbesondere dann wenn sich das Pferd nicht mehr hinlegen möchte.
Argentum nitricum
Argentum nitricum ist das Mittel der Wahl, wenn dein Pferd durch Aufregung Durchfall bekommt. Es hat sich ebenfalls generell bei hartnäckigem, chronischen Durchfall beim Pferd bewährt.
Welche Potenz passt für mein Pferd?
Als allgemeine Faustregel gilt:
Niedrige Potenzen wie D4 oder D6 für äußere Probleme wie Urtikaria und akute Probleme - diese 3x täglich.
Mittlere Potenzen bei körperlichen Problemen : D12 einmal täglich oder D30 einmal pro Woche.
Man kann auch mit einer D6 anfangen und wenn man den Eindruck hat, es wirkt nicht mehr gut, auf die D12 gehen und später auf die D30.
Höhere Potenzen wirken auch auf die Psyche. Hier wird meist mit einer Einmal- oder Zweimalgabe der C30 begonnen und dann abgewartet ob sich Erstverschlimmerungen oder neue Symptome zeigen.
Hilfe durch Homöopathie für das Pferd in hoffnungslosen Fällen?
Nach einem Nageltritt kämpfen mein Pferd und ich um sein Überleben. Unser behandelnder Tierarzt hat meine Frage ob man hier nicht naturheilkundlich unterstützen kann, entschieden verneint. Der Tierarzt Dr. med. vet. Michael Rakow ist anderer Meinung ....
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